Sonntägliche Gullydeckel Art 02.09.2018

Liebe Kat.,

unbeobachtet von Allen und Allem konnte ich nach dem Regen weiter probieren, was alles  mit der Kreide möglich ist.

Im Oktober gehts dann weiter hier, bis dahin allen eine gute Zeit . Ich bin dann mal wech 🙂

Früher sagte man „zur Kur“ . Heute heisst es Reha.  Ich bin sehr gespannt was mich erwartet und was ich dort alles „finde“.

liebe Grüße

S.

 

Magische Kräfte

Liebe S.,

ja, es hat alles seinen Sinn, auch wenn man es manchmal gerne anders hätte. Ich hab nach diesem „meine Wünsche haben nicht geklappt“Traurigsein einen Text in einem Buch gefunden.
Das Buch von Luisa Francia: beschützt, bewahrt, geborgen Wie magischer Schutz wirklich funktioniert (ISBN 978-3-485-01104-4).

Sie schreibt darin von einer Mutter (Die Gänsemagd), die ihrer Tochter auf die Reise ein magisches Schutztuch mitgibt.
Und ich hab meiner SchönstenTochter ja auch magische Gegenstände mitgegeben, oho!
Aber dummerweise verliert die Tochter das Tuch und ist somit „schutzlos“der Umwelt ausgeliefert. Und Luisa Francia schreibt weiter, dass wir unsere Kinder nicht mit magischen Gegenständen schützen können, sondern indem wir ihnen Werkzeuge zum Schutz mitgeben können, die da sind: Selbstbewusstsein, Stärke, Kraft, Vertrauen (hat Ulli ja auch in einem Kommentar geschrieben, das Vertrauen und Liebe wichtig sind).

Und siehe da: Meine SchönsteTochter kam zurück, sehr verzweifelt, traurig, auch wütend, wie mit ihr da umgegangen wurde, sie hat geweint, klar, ich auch, wie ein Schlosshund, mein armes Kind, und dann sagt diese junge Frau einige Tage später zu mir:“Mama, eins hab ich gelernt! Ich muss nicht immer gefallen! Ich werde in Zukunft daran üben, dass die anderen nicht mehr denken :Ach die X…, so eine liebe! Die werden in Zukunft denken:OHO! Die X..! Was die da so von sich gibt“.
Und ich dachte : JA! Zeig denen, was du drauf hast! Beeindrucke sie! Sei stolz auf dich und das was du kannst, und zeig es ihnen!

Aber sie hat da selber drauf kommen müssen, ich hab zwar immer wieder gesagt, wie stolz ich auf das bin, was sie kann und tut, aber den Selbstwert, das auch zu erkennen für sich selber, das muss jeder für sich lernen. Schade ein bisschen, ich hätte es ihnen allen gerne erspart, meinen Kindern, diesen Lebenskampf, aber das kann ich nicht.
Das was meine magischen Kräfte sind, das ist Liebe und Vertrauen.

In diesem Sinne!

Ich bekämpfe jetzt mein Fahrradtrauma und stelle mich dem Leben und gehe ne Runde radeln! Mit Helm!

Kat.

 

Dreikönigstag=Tannenbaumblues

Lieber K.,

vorhin sah ich sie auf meiner Walkingrunde am Wegesrand.. sie lagen in Haufen.. und warten darauf , dass sie am Montag abgeholt werden.. so sad.. sie standen mind. 10 Tage in der guten Stube.. was sie wohl alles gesehen haben…es machte mich ganz sentimental… Kinder die sich über Geschenke freuen, ein erstes gemeinsames Weihnachten, Streit unterm Baum.. die Vorfreude auf ein gelungenes Fest… Mit und ohne mit Krone.. Bienenwachskerzen oder Lichterkette.. Katzen die auf den Weihnachtsbaum klettern..Lametta.. ja genau viel Lametta ..Glitzer.. Kugeln die glänzen..

manche sahen ganz abgefressen aus.. fast schon ohne Nadeln.. andere braun und seehehr trocken.. aber die meisten sahen noch gut aus..seufz….

Als Kind habe ich Tannenbaumverkauf gespielt.. immer in den Tagen bevor sie abholt wurden.. wir sassen oben auf den grossen Müllanlagen vom Hochhaus und haben sie alle begutachtet .. und dann angepriesen und „verkauft“.. stundenlang.. und ich hatte das Gefühl, dass sie nochmal alle die Beachtung bekamen die sie mindestens verdient hatten.. Traurig war ich trotzdem davon.. irgendwie.. bis es dann endlich die Bäume mit Ballen gab.. von da an mussten die gekauft werden .. immer ! Meine Eltern und dann die jeweiligen Lebenspartner mussten immer nach Weihnachten mit mir einen Platz suchen für den „lieben“Baum und  mir dabei helfen ihn einzugraben… natürlich wurde der Baum auch immer mal wieder besucht.. ob er es „geschafft“ hatte.. Ich erinnere mich an 2 die es wirklich „geschafft“ haben.. einer stand dann neben dem Balkon meiner Eltern und es gab irgendwann Ärger mit dem Hauseigentümern.. 🙂 und der andere stand im Wald.. zwischen anderen.. an ihn denke ich immer wieder an Weihnachten.. schnüff…

Inzwischen habe ich einen Ersatz für diese Bäume gefunden.. d.h. ersetzen kann man das ja eigentlich nicht.. aber ich habe einen Schwemmholzast umgewandelt und bemalt.Der hängt dann im Fenster mit Kugeln usw.. und wurde soeben von mir wieder verpackt fürs nächste Weihnachtsfest..

 

Das Foto oben bekam ich heute zugeschickt und habe es gleich verwendet.. wenn wen das stört lösche ich es sofort!

 

einen schönen Dreikönigstag euch und Dir

Deine

S.

Alte Werte und sich was herausnehmen

Liebe S.,
das ist ein altes Wort: sich etwas herausnehmen, das klingt bei näherem drüber nachdenken wie „stehlen“.
Da steht was rum in einem verschlossenen Behälter und ich nehme mir da einfach was heraus.
Früher wurde mir gesagt, wenn ich mich daneben benahm:Was nimmst du dir eigentlich heraus? Hat das einen Zusammenhang? Nehme ich mir das Recht heraus, aus dieser verschlossenen Kiste der Werte, und mach das so wie ich will? Sage ich, mit dem von mir einfach herausgenommenen Recht, was ich will?

Ich kenn das Problem mit den Überstunden aufschreiben, allerdings wird bei uns echt hart kontrolliert, soviel ich weiss, da muss ne Begründung her und wenn das zu oft passiert, dann wird gefragt: Warum eigentlich immer bei dir? Soviel dazu.

Ich weiss nicht, was mit der heutigen Zeit los ist, oder seh ich das bloss so, weil ich älter geworden bin, im Laufe der Jahre, unausweichlich? In meiner Familie herrschte als oberstes Gebot: Ehrlich währt am längsten, niemand wird von uns beschissen, selbst wenn es der Arbeitgeber ist. Und Schulden machen wir auch NIEMALS! Und betrügen tun wir nicht!
So. An das meiste hab ich mich gehalten im Leben, immer ehrlich ist, glaub ich, niemand. Aber es gibt Regeln und Werte und an die möchte ich mich halten.
Manchmal frag ich mich dann: tu das nur ich? Oder bin ich schon so eine alte biestige Krake, die da genau drauf achtet, das alles eingehalten wird?
Heute , Autostrasse, wieder mal, kurzes Stück Landstrasse bis zur nächsten Ortschaft, etwa 2 km, muss ich da auf 170 kmh beschleunigen? Schon gar nicht mit meiner alten Cheese. (oder schreibt man das Chaise?). Ich zuckel also mit 100 da einher, und sehe, wie ein orangefarbener Ohadi, Capriolet, anprescht und echt knapp hinter mir aufdrängelt. Ortschaftsschild kommt, ich bremse, ich weiss nämlich, was das kostet, wenn ich zu schnell da durch bretter. Der orange Ohadi drängelt weiter auf, ich bin versucht, noch langsamer zu fahren, es ist acht Uhr, Kinder wollen zur Schule in dem Ort, is besser, langsamer zu fahren, oder? Da setzt der zum Überholen an. Und überholt. Ich krieg dann immer so einen Hals, und ich seh, da ist ein junges Mädchen drin. Warum steht da jetzt kein Blitzer? Oder ein parkendes Auto auf der Gegenfahrbahn?
Warum  muss sie das machen? Der Ort ist kurz, auch bloss 2 km, (Die war ortsansässig, die Madame )ist das so schlimm, hinter jemandem herzufahren in der ANGEGEBENEN Geschwindigkeit?  Es war rücksichtslos und gefährlich, find ich.
Sie hat sich das herausgenommen, aus der Kiste der Regeln, diese Geschwindigkeitsvorgabe zu brechen und andere zu gefährden.
Und jetzt kommt noch ein altertümliches Wort: das war eine BODENLOSE FRECHHEIT!
Regeln sind zum Brechen da, aber nur, wenn sie niemanden gefährden.

Jetzt geschrieben, morgen online, wenn ich übern Kanal geflogen bin, zu der liebsten Englischen Freundin, und morgen bin ich vielleicht in Glastonbury und suche deinen Mondkalender, den ich dir dann mitbringe, den gibts da , so wie du willst, garantiert!
See you,…. K.

 

Stresslevel gering halten, wie geht das?

Liebe S.,

du hast Recht, sich etwas anzueignen ,  etwas neues lernen, das ist leicht.
Aber alte Muster abzuwerfen, Verhalten ändern, das, was man 30 Jahre so getan hat, überdenken, reflektieren,…
„War denn alles schlecht, was wir schon immer so gemacht haben?“, hat mich  eine Kollegin gefragt, als ich vorgeschlagen habe,  etwas mal anders zu machen.
Und ich merke leider auch diesen Unmut, neu zu lernen. Die Frage kommt dann: Warum tust du dir das an? Das nützt doch eh nichts! Und dann womöglich noch in der Freizeit! Oder auf eigene Kosten! Niemals würden sie das tun.

Ich hab es aber getan und du tust es auch. Und mich hat es weitergebracht, ich kann das Erlernte im Berufsalltag nicht immer anbringen, aber manchmal doch, und dann bin ich froh, weil das Lernen mich gelehrt hat, anders mit vielem umzugehen.

Zum Beispiel „Mobilisieren eines Patienten“. Nicht das ich da perfekt drin bin. Aber ich kann ihm(dem Patienten) sagen, was ich vorhabe und was er zur Unterstützung tun kann.
Gestern zum Beispiel hab ich eine Patientin mobilisiert, ihr Ehemann wollte sie (schwerkrank, Tumore, halbseitengelähmt, so alt wie wir) nach draussen bringen lassen, weil „sie hat doch immer so viel geraucht . Das tut ihr bestimmt gut, frische Luft !“
Mein erster Gedanke: Die hatte gerade LUFTNOT! Sie benötigt Sauerstoff, sie kann da doch nicht raus zum Rauchen!
Gab bissl Diskussion, der Arzt hat die Ausfahrt befürwortet und meine Bedingung war: Sie mobilisiert sich weitgehend selber und wird nicht mit so einem Rollbrett wie am Vortag in einen Lehnstuhl gefrachtet,mit Hauruck und Gezerre und Geziehe und Spannungsblasen am Ende, wegen dem Rutschen. Und Kreuzweh der Schwestern, weil das immer anstrengt.
Okay, ich hab ihr gesagt, was ich wie mit ihr vorhabe, sie fing an mir zu vertrauen und siehe da, sie konnte mich beim Umsetzen von Bett in Stuhl sehr gut unterstützen. Ich hab zwar gekeucht hinterher, und sie hat gefragt, ob es mir gutgeht und ich hab gegrinst, und gesagt, klar, Sie haben gut mitgemacht.
Dann wollte sie den ekligen Gulasch nicht essen und ihr Mann hat geredet und an sie hingeredet, sie muss doch essen…… , sie muss doch was essen….
Hab ich gesagt, gehen Sie ins Cafe, und lassen Sie sie ein Eis oder ne Wurst mit Pommes essen, was sie will…
Als ich Feierabend hatte ,waren sie immer noch nicht zurück, und ich hab gedacht: huuh, hoffentlich ist alles gut. Und als ich heimgeh, sitzen beide im Cafe und sie hat eine leere Schale vor sich und sagt zu mir: Ich hab so einen Rieseneisbecher gegessen! Wollen Sie auch einen ? Ich lad sie ein.

Was ich damit sagen will: Dank meines Kurses letztes Jahr weiss ich, das unkonventionell sein auch in der Pflege Platz hat. Das es nötig ist-ich hätte streiten können mit dem Ehemann, dass hätte mich auf meiner Stressskala bestimmt an die 10 gebracht. So aber hab ich ihr auch ein Stück abgegeben, indem ich von ihr etwas erwarte. Und ich hab zwar gekeucht, aber es hat nicht angestrengt. Und sie dann so fröhlich und aufrecht im Cafe sitzen zu sehen, das war toll.

Gerade diskutieren und lamentieren verbraucht so viel Kraft, es ist einfacher, ganz pragmatisch Lösungen zu finden, die für BEIDE Seiten okay sind. Oder sich aus diesen Situationen rauszunehmen.

Ich schreibe jetzt klug, gell? Ich bin es nicht immer, aber ich kann manche Dinge, ent-stressen, indem sie nicht mehr so wichtig sind. Es gibt andere Wege die man einschlagen kann.
Wir versuchen es! Alles kann, nichts muss!
Schönen Tag Dir! Kat.

Quecksilber , zum dritten

Liebe S.,

jetzt  kommt das, was ich eigentlich über Quecksilber schreiben wollte!
Erinnerst du dich, während der Ausbildung, wenn ein Quecksilberthermometer zerbrach, wie wir mit einer Spritze auf dem Boden rumkrochen und das Quecksilber reingesaugt haben?

Wenn so ein Thermometer zerbrach, dann zerflog das Quecksilber erst in hunderte winzige Kugeln, die , wenn man sie zusammenschob, eine grosse Kugel wurden. Es gehörte Geschick (welches man ja eigentlich nicht hatte, sonst wäre das Thermometer heil geblieben) dazu, die Kugeln mit einem Papier zusammen zu fügen, und dann, wenn sie ein grosser Batzen wurden, mit einer 5 ml Spritze aufzusaugen und in den Giftmüll zu schmeissen. Ohne Mundschutz und Handschuhe, Hauptsache, der Patient starb nicht an Quecksilbervergiftung!
Und ich lebe auch noch, denn ich hab sehr sehr oft Thermometer zerdeppert und die giftigen Gase eingeatmet.
Glück gehabt, jawoll!
Jetzt gibts ja elektrische Thermometer. Das macht diesen Beruf längst nicht mehr so spannend!
Haha! Kein Schwermetallbelastetes Mercurochrom, was einem mehr über die Finger läuft beim Verbandswechsel, kein Quecksilber mehr einatmen, sich nicht mehr am Aufrollen dutzender elastischer Binden die Handgelenke ruinieren….

Früher war einfach mehr Herausforderung, grins…

Kat., der Dinosaurier unter den Krankenschwestern 😉

Liebe Kat.,

ach danke, mir reichts auch heutzutage an Herausforderungen.. die Patienten werden immer dicker und älter.. gerade gestern hat sich einer mit ca 100kg den Kopf aufgeschlagen ziemlich fies.. weil er probieren wollte, ob er nicht doch laufen kann.. was er nicht konnte..

Anstatt Quecksilber aufzusammeln, dürfen wir heute putzen.. z.b. das blutverschmierte Bad, weil die Putzfrau alleine für den OP, Kreisssaal usw zuständig war.. 😦 

Bei uns sind die Dinosaurier Krankenschwestern bald ausgestorben… bzw. sie werden krank oder berufsunfähig. Wer diese Arbeit in unserem Alter noch macht ist verrückt oder halt selber Schuld…. ich für meinen Teil plane aktiv die Flucht .

S.

Von Zahnärzten-Quecksilber die zweite

Ach, liebe S.,

man ist so abhängig von dem was die Mediziner tun, seufz,… wissen wir ja aus eigener (beruflicher) Erfahrung.

Ich hatte vor 25 Jahren gesundheisbewusste, grosszügige Schwiegereltern, die darauf bestanden, das ich die Amalgamfüllungen rausmachen liess- und Keramik musste ich reintun lassen.
Es war so teuer!
Ich dachte, als ich fertig war, den Mund voller Porzellan, ich hätte einen Kleinwagen im Mund. Was ist, wenn ich beim Rausgehen aus der Praxis von einem Auto umgefahren werde, und alles ist kaputt? Das war zu teuer! So waren meine Gedanken damals.
Es hält immer noch! Das meiste jedenfalls, und ich hab noch keine Zahnprothese, wie mein Kinderzahnarzt mir das damals , als ich 12 Jahre alt prophezeit hatte.
„Wenn du weiter so schlecht deine Zähne putzt und soviel Süssigkeiten isst, dann  hast du mit 30 Jahren ein Gebiss!!“ hat er mir gedroht. Und meine Zähne ohne Betäubung mit Amalgam gefüllt, sodas ich elektrische Stromstösse gekriegt hab, wenn ich auf Alufolie biss.
Kennst du dieses Gefühl? Grässlich, wenn es blitzt im Mund.

In der Praxis dieses Zahnarztes stand im Wartezimmer ein Aschenbecher, der war hüfthoch, ein richtiger AschenbecherStänder, und wenn man auf den Griff in der Mitte drückte, dann drehte sich der Deckel, damit die Zigarette wie in einem Karrussell durch die Fliehkraft im Inneren verschwindet. Diesen Mechanismus gibt es ja heute noch, aber hüfthoch hab ich so ein Ding nirgends mehr gefunden. Und was ich bis heute nicht verstehe, es waren abgerauchte Kippen drin, und es roch nach kalter Asche.
Während wir im Wartezimmer hockten, durfte ich mich nicht erwischen lassen, wenn ich den Griff reingedrückt hab, denn meine Mutter fand es eklig und ich spannend.
Das hat mich immerhin von dieser Zahnarztangst abgelenkt.

Ach, ja und seine Prophezeihungen bezüglich Gebiss mit 30 haben sich nicht bewahrheitet.

Und jetzt hab ich einen Zahnarzt,der zwar sehr viel redet, aber nicht nur IN den Mund guckt, sondern mich ganz anschaut. Als ich mal bei ihm war, weil ich Kieferschmerzen hatte, schaute er mich an und sagte: „Ihnen geht es nicht gut. Was macht Sie so traurig?“ Natürlich gingen meine Schleusen auf und ich heulte und er hörte zu, und dann verschrieb er mir eine Zahnschiene, und immer wenn ich jetzt zu ihm komme, erzählt er was vom ganzen Menschen und das der Kiefer in der Gesamtheit, was Verspannungen, Kopfschmerzen und sonstiges betrifft, unterschätzt wird.
Toll, jetzt hab ich über Zahnärzte geschrieben! Ich wollte über Quecksilber schreiben, denn dazu fiel mir spontan was ein. Das mach ich dann morgen. 🙂

Und ja, in deinem Brief klang ein bisschen durch, das du es bereust, 3 Jahre in dieser kleinen Stadt gelebt zu haben. Oder lieg ich falsch? Ich dachte nur, dass ich es schön fand, dass du dort wohntest, denn so konnte ich dich besuchen, wenn ich meinen GrösstLiebstenSohn, der dort studierte,  besucht habe, und du hast den GrösstLiebstenSohn manchmal gesehen und mir erzählt, wie er so war, auf seinem Skateboard, mit seiner Gitarre in der Hand, oder auf seinem bunten Fahrrad, das er von deinem „Mitbewohner“ bekommen hatte.
Da war so eine Verbindung, die ich schön fand.

Jetzt ist der Sohn wieder in meiner Nähe, und du in deiner Lieblingsstadt.
So geht die Zeit dahin….mit und ohne Quecksilber.
Vermisse dich.
Kat.

*Für uns alle*

Liebe K.,

und ganz besonders für Dich !

Lakshmi , die für Schönheit und Fülle steht.

Bussi, und vergiss solche Kackbratzen. Die schlimmen Wörter dazu habe ich dir ja alle bereits gesagt :-). Familie und andere Ungeheur stehen einem einfach zu Nahe.. Deren wertende Kommentare treffen immer, weil man meistens ungeschützt ist. Sich sicher fühlt im familärem Rahmen..Zwischen- alles an sich heranlassen- und -alles abprallen lassen -ist ein weites Feld und viel Platz. Berührbar sein finde ich persönlich besser, als das Gegenteil. Nur die Verletzungen, die da manchmal draus resultieren können, die braucht niemand.

Was ist mit diesem Bruchteil von einer Sekunde ; wo wir noch entscheiden können ob es und wirklich trifft, oder nicht ?

Ich wünsche uns allen einen wunderbaren Tag

S.

Vom Befreien

Liebe S.!
(Und  liebe Leserinnen, die ihr so viel Anteil an Hildes Geschichte nehmt.)
Schön wäre es, wenn Hilde auf dem Campingplatz am Atlantik einen Job in der Rezeption gefunden hätte, der Campingplatzbesitzer hätte sich in Hilde verliebt und sie hätte auf ewig täglich Spaziergänge am Strand machen können. Aber Hilde wollte ja heim.
Vielleicht nicht unbedingt zu ihrem Herbert, aber sie hat ja 2 Enkelkinder, die sie liebt und eine Tochter, die meistens ja auch nett ist und die sie ebenfalls liebt. Seine Kinder liebt man einfach, egal wie ekelhaft die ihre Mutter auch manchmal behandeln.
Hilde fuhr also wieder nach A. zurück, ihre Siebensachen passten in eine kleine Sporttasche, in den Ohren hatte sie immer noch das Rauschen des Meeres und um den Hals trug sie eine Muschel, die sie am letzten Tag gefunden hatte. Die Muschel hat ein Loch an ihrer engsten Stelle, und Hilde hat sie aufgefädelt auf ein dünnes Lederband, das sie im Souvenirschop gekauft hatte. Sie fühlte sich ein bisschen wie ein Hippie. Als sie am Abend in A. zu ihrem Haus kam, war alles dunkel, die Vorhänge zugezogen, das Wasser abgestellt, und nirgendwo ein Herbert zu finden. Ein klein bisschen schlechtes Gewissen hatte Hilde, weil sie erleichtert darüber war. Sie inspizierte  den Kleiderschrank, ein paar Kleidungsstücke von Herbert fehlten, also war er nicht gestorben, sondern vielleicht auch verreist, dachte sie.
Sie schlief gut in dieser Nacht.
Am nächsten Morgen fuhr Hilde zu ihrer Tochter.Sie klingelte , ein wenig zaghaft, an der Haustür. Die Tochter öffnete und als sie Hilde erkannte , brach sie in Tränen aus.
„Mama, ich bin so sauer gewesen erst auf dich und dann hatte ich Angst, das dir was passiert ist, aber auf den Kontoauszügen hab ich gesehen, dass du Geld abgehoben hast und wo du bist, aber warum bist du weggegangen , es war schrecklich, Papa war furchtbar, ach Mama, ich bin so froh ,dass du wieder da bist!“
„Schschsch, „, machte Hilde, “ jetzt bin ich ja wieder da. Und wo ist Papa?“. Da guckte die Tochter zornig. „Papa“, schnaubte sie, “ den hab ich in Kurzzeitpflege gesteckt, der Pflegedienst kam dreimal täglich und dreimal täglich hat er den Schwestern in den Hintern gekniffen und da haben die ihm kurzerhand den Vertrag gekündigt. Einmal am Tage sei tolerierbar, hat die Pflegedienstleitung gesagt, aber dreimal am Tag sei zuviel. Aber ich finde auch einmal am Tag ist zuviel, und dann hat er mit mir nur rumgenörgelt und gemeckert und da hab ich verstanden, warum du weggegangen bist, Mama!“
In Hilde machte sich ein zufriedenes Gefühl breit. „Mich hat er zuletzt vor 25 Jahren in den Po gekniffen, aber schön fand ich das auch nicht“,  sagte sie.

Heute hab ich Hilde im Zoo wieder getroffen, nicht bei den Waranen, sondern bei den Kattas.20160621_131318 20160621_131555Kattas sind kleine Baumaffen, mit langen Schwänzen, die im Zoo in A. ein Freigehege haben und weil es Menschen gibt, die sie am Schwanz ziehen oder mit Steinen versucht haben, sie von den Bäumen zu holen, hat der Zoo Mitarbeiter gesucht, die die Besucher und die Affen im Blick haben, die Türen zum Freigehege öffnen, und aufpassen, dass die Kattas nicht gefüttert werden.
Hier arbeitet Hilde 4 mal in der Woche. Sie liebt es, die Menschen zu beobachten und die Kinder , die über die Sprungkünste der kleinen Affen staunen, sie liebt es zu beobachten, wie die Affen miteinander umgehen.Keiner von ihnen ist alleine, diese Affen kuscheln gemeinsam und springen gemeinsam.
Manchmal kommt ihre Tochter mit den Enkeln vorbei. Die schlingen dann ihre runden Ärmchen um Hildes Nacken und schnaufen ihr in die Haare, dann ist Hilde glücklich. Herbert ist von der Kurzzeitpflege direkt in ein Pflegeheim gegangen, Hildes Schwiegersohn hat das Haus verkauft und Hilde lebt in einer kleinen Gartenwohnung nicht weit vom Zoo. 4 mal in der Woche besucht sie Herbert, sie erzählt ihm von ihrer Arbeit, sie schauen alte Fotos an oder sie fährt ihn im Park spazieren.
Gestern hat ein Zoobesucher, der regelmässig kommt, Hilde gefragt, ob sie mit ihm nächste Woche zum Tanztee gehen möchte. Hilde hat an ihre Muschelkette gefasst, kurz überlegt, und lächelnd gesagt:  Tanzen-ja, das  wäre mal wieder schön.

Kat.

Sommerlaune-Sommerblues

Meine liebe Freundin S. wie Sommerlaune!
Tolles Foto in deinem letzten Beitrag. Ist das aus eurem Urlaub?
Und ja, bitte antworte auf meinen letzten  Beitrag, der hat so viele Reaktionen hervorgerufen, gute tolle inspirierende Kommentare, dass ich heute meine eigene Einstellung zu diesem Thema überdacht habe. Eben fällt mir die erste Zeile zu einem Gedicht ein, dass ich mit 16 geschrieben hab: Der Tod ist kein wilder Knochenmann, nur für die , die das Leben lieben……ach je, was war ich da aber dunkelmütig drauf!
Und deshalb war der Kommentar von Ulli so toll, dass der Tod eine Todin ist, eine zahnlose Schwarze. Warum nicht eine Frau? Warum nicht eine Art Mutter, die mich dann aufnimmt? Mir fällt dazu das Bild der BabaYaga ein, so wie es in den Märchenbüchern dargestellt wurde, die mir meine Oma aus der DDR geschickt hat: Russische Märchen.
Die BabaYaga, die in ihrem Häuschen aus Hühnerknöchelchen sitzt und sich dreht und mal sieht der Ankommende Suchende im Fenster des Häuschens das Gesicht der jungen Frau, und mal das der Alten. Als meine SchönsteTochter geboren war, lag ich im Halbschlaf, erschöpft nach der Geburt und sah SIE(Die Göttin?Die MUTTER? Die BabaYaga?). Ihr altes zahnloses fast hässliches Gesicht, dann das Gesicht der liebevollen warmen Mutter und dann als junge neugierige Frau. Ich erinnere mich, daß ich dachte: Die Reihe wird fortgesetzt. Ich bin eine Tochter meiner Mutter, eine MutterTochter, die jetzt eine TochterMutter ist.
Klingt etwas wirr vielleicht. Aber, da ich ja quasi leiblich-mutterlos aufgewachsen bin, war das für mich ein Zeichen,dass nichts verloren ist. Dass die Reihe sich fortsetzt. Das sie nicht aufhört, die Liebe.

So. Das war jetzt mein Sommerblues.
Jetzt zur Sommerlaune: Es finden überall Feste statt. Strassenfeste, Altstadtfeste, Mittelalterfeste, Karneval der Kulturen, das Hohe Friedensfest. Lebensfeste. Da feier ich dann mal mit.

Bis bald , liebe Freundin, und lass dich nicht ärgern von Putzlumpen, Dübeln, Schrauben und Farbeimern. Wenn dein  Umzug geschafft ist, komm ich dich besuchen!
Deine K.