Weihnachtsgrausen-haben Krankenschwestern Weihnachten?

Liebe S.,
letztes Jahr hiess ein Beitrag von dir Weihnachtsgrauen.
Ich hab ein „S“ da eingefügt. Ich hab nämlich Grausen. Weihnachtliches.
Es ist nämlich so, dass ich von vier Adventswochenenden drei arbeiten muss.
Das vierte, der Vierte Advent, ist Weihnachten, Heiligabend, da hab ich frei. Ich möchte aber auf Weihnachtsmärkte gehen. Und leider nun mal gerne auf Weihnachtsmärkte, die in irgendwelchen Schlössern und Burgen stattfinden. Allerdings finden die nur am Wochenende statt. Tja, und da ich auch noch Spätdienst habe, ist es so, das diese kuscheligen schönen Chrsitkindlmärkte mit all ihrem Kram wie Spiralikartoffeln, hübschen gehandwerkerten Kerzenständern, Zirbelholzkissen und weichen selbstgehäkelten Schultertüchern, die ich alle so gerne kaufen würde, ohne mich stattfinden . Positiv: Ich spare Geld und müll mir die Bude nicht voll. Negativ: Ich würde so gerne, so so gerne…. da im Dunkeln an Lagerfeuern vorbei gehen, Räucherzeug kaufen, Spiralikartoffeln und gebrannte Mandeln essen und Eierpunsch trinken.

Gemein.
Ja, ich weiss, andere müssen auch arbeiten, aber manchmal ist es einfach gemein, das nicht jedes 2. Wochenende frei sein kann, sondern manchmal vier am Stück durchgearbeitet werden müssen. Warum? Seit 30 Jahren dieser Stress: hab ich Weihnachten frei oder Silvester, wenn ich Weihnachten arbeite, hab ich dann wenigstens Frühdienst, oder muss ich abends arbeiten? Und dann zerrt womöglich noch die Familie oder die, die da dazu gehören, Grosseltern, Schwiegereltern,Exfamilienangehörige,…“wir wollen da und da ne Feier machen mit ALLEN, kannst du da kommen, bleibst du weg, warum, versuch doch zu tauschen, warum geht das nicht, ich würde denen den Marsch balsen, du kannst nicht immer so arbeiten….“puuuuh.

Wie komm ich da raus?
Höre gerade ein schönes Lied: Selig: Unterwegs.
Das ist aber mal schön! fein. Besänftigt mich ein bisschen. Alles Liebe Dir. Heute ist Nachtdienst. Schlaft alle gut. Ich wache.
Kat.

Wer braucht Dinosaurier?

Liebe K.,

ich habe von Suska gelesen.. und das sie scheinbar unpassend im Zumba Kurs war..

So geht es doch auch „uns“ oft… denen die über 50 sind.. die die scheinbar in kein Schema passen… Alles ist möglich, wenn man nur will.. das von mir vielzitierte Motto unsere Generation. Aber stimmt das denn.. noch ? Nein , würde ich sagen.. diese Geschichten von Gegenangehen, trotzdem seinen Weg gehen, sich Mut zu sprechen weil man nicht ins Schema passt und trotzdem liebenswert und toll ist ..  sie sind wichtig und machen mir auch Mut.. und ich habe es auch satt.. das das überhaupt Thema sein muss ..

Vielleicht sollte z.B. die Suska aus deiner Geschichte, sich einfach nicht mehr solchen Situationen aussetzen… vielleicht sollten Frauen unserer Generation überhaupt aufhören  soviel Kraft darauf zu verwenden gegen an zu gehen, ein mutiges Trotzdem auf ihre Fahnen zu schreiben und sich immer und immer im Vergleich mit anderen zu sehen. Vielleicht sind wir ja mal eine Kategorie für sich? Auf jeden Fall !  Wir die sog. Babyboomgeneratien !Individualisierbar heisst es doch überall bei allen „Produkten“ der heutigen Zeit. Warum nicht auch bei uns ? Tatsachen schaffen, sich nicht mehr rechtfertigen müssen, einfach Sein , so wie wir sind. Indem sollten wir eine stille Übereinkunft finden und das irgendwann nicht mehr kommentieren sondern vorwärts gehen und zwar dahin wohin wir wollen ! Das Annehmen was ist, und sich nicht verrückt machen lassen..

Wer braucht Dinosaurier ? Keiner, sie sind ausgestorben. Aber sich an den Biss der Säbelzahnkatze erinnern, wär vielleicht ein Anfang ? 😉

herzlichst aus dem nieseligen Norden der Republik

dein

S.

Niemand verlässt ohne Not sein weites Feld….

Liebe S.,
ich musste überlegen, wo du aufgewachsen bist? Dass du in den siebzigern schon so multikulturelle Erfahrungen gemacht hast.
Ich bin, wie gesagt, in einer Stadt aufgewachsen, wo die Menschen genug mit ihrer eigenen Fluchtgeschichte oder Emigration zu tun hatten, die meisten waren aus dem Osten, wenn ich mich richtig erinnere, und es gab einfach keine Italiener, Griechen oder anderes. Das einzige, was ich über Italiener wusste, waren die Geschichten über diese „Italienerkinder!“ von meiner Tante, die Grundschullehrerin in Wolfsburg war.
Fremde waren mir fremd. Fremde mit einer anderen Hautfarbe besonders. Als ich dann diese Stadt verlassen habe, gab es „Sie“ trotzdem nicht, in anderen Städten, oder sie sind mir nicht aufgefallen? Ich hatte keinen Kontakt.
Anfang der Achtziger hat dann in meiner Heimatstadt der „Chinese“ aufgemacht, und die chinesische Familie wurde beäugt, sie sahen „komisch“ aus. Sie lächelten so übertrieben. Das Essen war gut. Bisschen fremd, aber okay….

Dann gab es , Anfang der Achtziger, in unserer Strasse, gegenüber der Kläranlage, eine Unterkunft für Menschen mit dunkler Hautfarbe.
„Pass bloss auf, geh da schnell vorbei, wer weiss, was die sind!“ wurde gewispert. Meine  Schwester ist aber einmal stehen geblieben und hat mit einem dieser Menschen gesprochen. Es war verboten, mit ihnen zu sprechen.“Sowas tut man nicht!“
Aber sie hat es getan, und nicht nur einmal. Durch den Zaun, sie auf der Strasse, dieser Mensch hinter dem Zaun.Sie hat teilgenommen an seiner Geschichte. Ich erinner mich, das es Tratsch gab, was sie da tut, denn „man hat sie gesehen, wie sie mit denen da spricht!“
Deshalb , als ich deinen Beitrag gelesen habe, hab ich dich beneidet, das du so früh schon die Möglichkeit hattest, mit anderen bunten Menschen in Berührung zu kommen.
Ich bin ihnen bewusst erst begegnet, als ich in der Grossstadt lebte und im Kindergarten meiner Kinder die Vassilys spielten, die Dimitris, die Blanches, die Hatices, die Mohammeds. Und ich mit deren Müttern in der Theatergruppe und im Elternbeirat war.
Als der Krieg in Ruanda gewesen ist, haben wir Hamadi und Salama kennengelernt, ihre Kinder waren so alt wie unsere. Wir haben gemeinsam Weihnachten gefeiert, wir haben einander besucht, und von denen beiden habe ich gelernt: Niemand verlässt seine Heimat ohne Not. Soviel Heimweh wie bei Salama hab ich noch bei niemandem gesehen. Sie haben damals Deutschland verlassen, obwohl der Krieg in Ruanda noch nicht vorbei war. Ich weiss nicht, was aus ihnen geworden ist. Ich hoffe sehr, das es ihnen gut geht.

Ja, es ist ein weites Feld, dieses Thema….
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

Kat.

Ach Luise, das ist ein weites Feld!

Liebe K,

schön zu lesen, dass es deinem Sohn in der WG gut geht und was du da alles erlebt hast. Beim Lesen der Kommentare habe ich gemerkt, dass das scheinbar gar nicht selbstverständlich ist..  Ich habe 15 Jahre verpasst.. vielleicht die , die ich selber in der Schweiz war ? Keine Ahnung… Ich bin mit Kindern aus anderen Ländern aufgewachsen. In meiner Klasse hiessen sie, Ilda-Maria,Panagiotis, Ahmed, Luzia,Lydia und Krystyna usw. Es war immer spannend für mich sie zu Hause zu besuchen.. damals waren es Kinder aus sog. Gastarbeiterfamilien, aber auch Kindern aus   (damals) Jugoslawien und Serbien, deren Eltern dort weg wollten. Aus Kriegsgebieten kam niemand. Ich bin damit aufgewachsen, dass diese Kinder an Schulfesten „fremde“ Speisen mitbrachten und meine Mutter sagte.. „oh pass lieber auf, nicht dass dir das nicht bekommt.. lass mich lieber zuerst probieren“ 🙂 und allermeisten wars lecker.. und die Mütter unterhielten sich so gut wie möglich.. mit Händen und Füssen halt.. das war für mich Normalität.. Ende der 70ger..

In den 80gern haben ich das ganze “ Multikulti“ mitgemacht.. probiert alle und alles zu verbinden und zu integrieren und so manches Mal mein Eigenes darüber verloren.. Wenn wir nur wollen geht alles.. mit diesem Satz ist unsere Generation ja gross geworden. Meistens gings auch.. ich war extrem gut darin Verständnis für die ein oder andere Partei bei Streitereien beim Gegenüber zu erwecken. Mein 2jähriger Ausflug in eine andere Arbeitswelt , ausserhalb des Krankenhauses war extrem lehrreich.. Ich sage nur arbeiten an einem Kiosk am Hauptbahnhof..

In der Schweiz wohnte ich in einer riesigen WG mit Menschen aus verschiedenen Ländern.. u.a. auch dem Leiter einer kleinen afrikanischen Kirche ,deren Festagslieblingsessen Stockfisch war.Der lagerte genau einen Tag in einem Schrank in der Küche, bis die Katzen ihn fanden und vor dem Schrank ein Konzert  miiiiaaaaaaau veranstalteten.. und natürlich auch ein ein kleines Stückchen von der Mahlzeit abbekamen.. Für mich war das alles normal..

Ich habe irgendwie die Zeit verpasst dazwischen.. zwischen diesem.. meinem -damals- und dem Heute. Wo es zum Teil selbstverständlich ist andere zu integrieren und zum Teil auch überhaupt gar nicht. Wenn ich manchmal meinen jüngeren Arbeitskolleginnen zuhöre, bekomme ich Gänsehaut.. deren Hauptproblem ist, wo man am besten und schnellsten sich künstliche Wimpern ankleben lassen kann ( manga style jetzt auch bei uns angekommen ) tja..

Mit der Selbstverständlichkeit andere zu integrieren bin ich aufgewachsen.. das hat sich im Aussen verändert und wird jetzt besonders benannt.. muss besonders benannt werden.. was passierte dazwischen ? Ich habe es eindeutig verpasst.. Was ich aber inzwischen gelernt habe ist, dass unser sog. Multikulti auch eine gewissen Arroganz hat und dass das man muss nur wollen sich nicht nur auf uns beziehen kann, sondern das Gegenüber muss das auch wollen und mitmachen.. und dazu liebe „Luise“ ist es oft ein sehr weites Feld..

schönes Wochenende

deine S.

Zusammentanzen-Wirklich fortschrittlich sind wir erst, wenn die Hautfarbe zu benennen keine Rolle mehr spielt

Liebe S., lies mal, so war das gestern……

Wechsel-Zeiten

Ich sitze im Zug. Ich fahre in die Universitätsstadt, in der der GrösstLiebsteSohn seit 4 Wochen auf seinen Master studiert. Einen Internationalen Studiengang absolviert er, und heute abend gibt es ein „International Dinner“. Wir werden kochen, wenn ich da bin, der Sohn und ich, Sachen aus der Heimat. Weil wir gemischt beheimatet sind, gibt es Matjesheringssalat, Rote Grütze und bayrischen Obatzdn.
Im Zug lese ich einen Beitrag von Ulli’s Cafe Weltenall, ich denke so vor mich in und schreibe einen Kommentar.

Danke für diesen Text. Und diese Worte von guy de maupassant haben eine Gänsehaut gemacht. Im Zug sitzend, mir gegenüber ein dunkelhautiger Mann, der englisch französisch deutsch telefoniert und mich anlacht….Liebe grüße Katrin

Dann denke ich: Wirklich fortschrittlich sind wir erst, wenn die Hautfarbe zu benennen keine Rolle mehr spielt…….

Ich bin angekommen, der GrösstLiebsteSohn und ich kaufen ein und kochen für unser Dinner. Am Abend treffen wir…

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Alte Werte und sich was herausnehmen

Liebe S.,
das ist ein altes Wort: sich etwas herausnehmen, das klingt bei näherem drüber nachdenken wie „stehlen“.
Da steht was rum in einem verschlossenen Behälter und ich nehme mir da einfach was heraus.
Früher wurde mir gesagt, wenn ich mich daneben benahm:Was nimmst du dir eigentlich heraus? Hat das einen Zusammenhang? Nehme ich mir das Recht heraus, aus dieser verschlossenen Kiste der Werte, und mach das so wie ich will? Sage ich, mit dem von mir einfach herausgenommenen Recht, was ich will?

Ich kenn das Problem mit den Überstunden aufschreiben, allerdings wird bei uns echt hart kontrolliert, soviel ich weiss, da muss ne Begründung her und wenn das zu oft passiert, dann wird gefragt: Warum eigentlich immer bei dir? Soviel dazu.

Ich weiss nicht, was mit der heutigen Zeit los ist, oder seh ich das bloss so, weil ich älter geworden bin, im Laufe der Jahre, unausweichlich? In meiner Familie herrschte als oberstes Gebot: Ehrlich währt am längsten, niemand wird von uns beschissen, selbst wenn es der Arbeitgeber ist. Und Schulden machen wir auch NIEMALS! Und betrügen tun wir nicht!
So. An das meiste hab ich mich gehalten im Leben, immer ehrlich ist, glaub ich, niemand. Aber es gibt Regeln und Werte und an die möchte ich mich halten.
Manchmal frag ich mich dann: tu das nur ich? Oder bin ich schon so eine alte biestige Krake, die da genau drauf achtet, das alles eingehalten wird?
Heute , Autostrasse, wieder mal, kurzes Stück Landstrasse bis zur nächsten Ortschaft, etwa 2 km, muss ich da auf 170 kmh beschleunigen? Schon gar nicht mit meiner alten Cheese. (oder schreibt man das Chaise?). Ich zuckel also mit 100 da einher, und sehe, wie ein orangefarbener Ohadi, Capriolet, anprescht und echt knapp hinter mir aufdrängelt. Ortschaftsschild kommt, ich bremse, ich weiss nämlich, was das kostet, wenn ich zu schnell da durch bretter. Der orange Ohadi drängelt weiter auf, ich bin versucht, noch langsamer zu fahren, es ist acht Uhr, Kinder wollen zur Schule in dem Ort, is besser, langsamer zu fahren, oder? Da setzt der zum Überholen an. Und überholt. Ich krieg dann immer so einen Hals, und ich seh, da ist ein junges Mädchen drin. Warum steht da jetzt kein Blitzer? Oder ein parkendes Auto auf der Gegenfahrbahn?
Warum  muss sie das machen? Der Ort ist kurz, auch bloss 2 km, (Die war ortsansässig, die Madame )ist das so schlimm, hinter jemandem herzufahren in der ANGEGEBENEN Geschwindigkeit?  Es war rücksichtslos und gefährlich, find ich.
Sie hat sich das herausgenommen, aus der Kiste der Regeln, diese Geschwindigkeitsvorgabe zu brechen und andere zu gefährden.
Und jetzt kommt noch ein altertümliches Wort: das war eine BODENLOSE FRECHHEIT!
Regeln sind zum Brechen da, aber nur, wenn sie niemanden gefährden.

Jetzt geschrieben, morgen online, wenn ich übern Kanal geflogen bin, zu der liebsten Englischen Freundin, und morgen bin ich vielleicht in Glastonbury und suche deinen Mondkalender, den ich dir dann mitbringe, den gibts da , so wie du willst, garantiert!
See you,…. K.

 

Sich etwas einfach herausnehmen

Liebe K.,

das Thema Handwerker und Handwerkern geht weiter. Bei uns wird heute ein neuer Heizkörper installiert. Im Flur, da wo es im Winter murkelige 13 Grad sind ohne Heizung. Unser Vermieter hat dem jetzt zugestimmt.Immerhin. Der Heizungsmensch wollte mir gerade ganz genau erklären wie er was macht… 🙂 sehr interessant.. aber sicher nicht für mich, denn ich will keine Heizungsmonteurin werden..und so musste ich ihn vertrösten auf mittags… dann wenn der „Mann“ im Hause extra früher von der Arbeit kommt. Was soll ich sagen, der Tag für ihn scheint gerettet und meine Ohren fallen jetzt nicht ab und ausserdem will ich doch was über das sich etwas Herausnehmen schreiben..

Bei meiner Arbeit z.B… wenn wir keine Pause machen können, dann schreiben wir 30Min plus auf. Wenn uns der nachfolgende Dienst rechtzeitig ablöst und nicht die Hölle los ist, können wir gehen. Meistens so ca 15 Min früher.. tja.. dann dürfen wir aber keine plus 30 min aufschreiben, sagt unsere Leitung, aber das stimmt nicht..  das Arbeitszeitgesetz sagt auch, dass man nach 6 Std. eine Pause machen muss und zwar mind 15 Min. ! Das alles ist eine sehr komische Rechnung.. Früher gehen und die Pause davon abziehen ist nicht erlaubt. Weil das einige Kollegen aber doll ärgert und sie das Gefühle haben damit ungerecht behandelt zu werden, schreiben sie sich auch plus 30 auf, wenn sie eine Pause machen konnten.. als Begründung dienen dann andere Ursachen.. zuviel Stress, zu wenig Leute geplant usw.

Darf man sich sowas Herausnehmen ? Ich gebe zu, manchmal bin ich auch geneigt einfach mehr aufzuschreiben, weil es eh schon alles ungerecht ist.. aber es sind mindestens 2 Paar Schuhe…

Woher nimmt man das Recht für sich mehr zu beanspruchen als einem quasi zusteht ? Das sind die ungeschriebenen Gesetze des menschlichen Zusammenlebens.. und es kommt mir vor als wären das die „alten“ Werte. Manche halten sich daran, andere nicht. Bei der Arbeit scheint das ein Nebentürchen zu sein. Sich offiziell engagieren und das Gespräch mit der Direktion suchen… huuuuuuu lieber nicht… lieber nichts offiziell unterschreiben, keine Stellung beziehen.. aber hintenrum sich herausnehmen mehr Zeit aufzuschreiben.. macht das dann das Ganze gerechter ? Der grade Weg ist mir lieber.. und einige Kolleginnen und Kollegen machen da auch mit. Andere schreiben sich manchmal auch eine ganze Std. plus auf, weil sie sich damit gegen das System wehren wollen.. die Stationsleitung wär da gefragt.. aber wie heisst es so schön.. der Fisch stinkt vom Kopf her..

Liebe K.  ich sage nur Goa! One way ticket !

Gute Reise dir und bring mir was mit

Bussi deine

S.

 

Heliumrausch

Liebe S.,
wie gehts, wie stehts? Ich hab gestern die leere Heliumflasche vom 18. Geburtstag wieder Retoure schicken wollen, in einem Paketshop. Ich hab nur einen Retourenaufkleber drauf tun müssen und dann eben im Paketshop abgeben. Dieser Paketshop ist in einem Computerladen, da liegt alles mögliche rum, ich möchte da nicht aufräumen müssen, oder Inventur machen müssen, dachte ich, als ich die Flasche dahin brachte. Der Laden schien leer. Ausgeleerte Kartons am Boden, Kabel liegen rum. Hallo! hab ich gerufen. Da krächzt eine heisere Stimme: Jaaa?
Und aus irgendeiner Ecke kam eine alte Frau, die mich mit einem sehr bohrenden Blick musterte. „Ich möchte dieses Paket abgeben, das ist eine Retoure!“
„Sooooo?“ krächzt sie, „Hat es Ihnen nicht gefallen! Was ist da drin?“

Und blöd wie ich bin, erkläre ich ihr alles. „AHA! “ macht sie, “ da brauch ich Hilfe! IRMELA!“
Und Irmela kommt. Ich sag dir S., ich fand Irmela zum Fürchten. Irmela trug Netzstrümpfe, braune, dazu braune  Stiefeletten mit höchsthohen Absätzen . Über den Stiefeletten ein braunes minikurzes Kleidchen mit Volants. Ihr Gesicht bestand aus ewiglangen angeklebten Wimpern, die Augen waren umrahmt, mit viel viel Farbe und wirkten riesengross in ihrem makeup-getränktem Gesicht.Dazu ganz dick gemalte Augenbrauen.  Es sah so unecht aus, alles, aber gut, jeder wie er mag. Und dann diese Fingernägel! Braungoldenglänzend lang.
Irmela nahm das Scannergerät und scannte den Retourenschein. So mit spitzen Fingern, weisst du, wie das aussieht, wenn jemand so lange Fingernägel hat?
„Geht nicht, “ sagte sie, und machte noch mal. Und noch mal. Und wartete und dann noch mal und noch mal. „Nimmt er nicht!“Dann drehte sie sich um , klimperte mit den Wimpern und drückte auf einen kleinen Drucker. Es gab einen Knall, ungelogen! Beide Frauen im Laden schrien auf:
“ Ach Gott! Was ist jetzt!“ Dann rappelte das Gerät , quietschte und spuckte einen völlig zerfetzten Druckerbeleg aus.
„Ach Gott!“ machte Irmela wieder,“ausgerechnet heute, wo niemand anderes da ist!“
Ich dachte, wenn sie jetzt anfängt zu weinen, sieht sie noch grusliger aus. Die ältere Kollegin schaute mich böse an. „Dann nehmen Sie das wieder mit!“
„Oh nein!“, hab ich gesagt,“ ich lass das schön hier! Sie haben das jetzt so oft eingescannt, das jeder Apparat explodiert, ich lass das hier, und wenn Ihr Kollege wieder kommt,dann können Sie das ja wegschicken!“
Die Ältere schaute böse. Irmela sagte:“Ja, das ist besser so!“ und dann hat sie den Karton unter dem Tisch verschwinden lassen. Ist mir aber egal, ich hab getan was ich tun musste, ich muss nichts dafür bezahlen, und wenn die da unter dem Tisch alle Retouren sammeln, sollen sie.
Irmela ist dann auch wieder ins hintere Eck zu den Aktenordnern und leeren Kisten gegangen, die Alte hat meinen Karton immer noch argwöhnisch beäugt, als ich den Laden verlassen hab.
Und du so? Die Luftballons waren übrigens klasse, aber am besten war, als wir das Helium eingeatmet haben und dann gesprochen haben.
Quäkend-schnarrende Grüsse

Deine Kat. (Mutter von 3 Volljährigen, schnief….)