Rumstrudeln-Neoprenanzug im Lebensfluss?

Liebe S., zum Davonfliegen? Weil du finden willst, nicht suchen? Ich finde es klingt sehr schön, etwas finden wollen.
Denn das finden wollen hat eine andere Bedeutung als etwas suchen müssen. Etwas suchen klingt leicht verzweifelt, etwas finden wollen klingt hoffnungsvoll. Finde du, was du finden willst!

Ich strudel rum im Lebensfluss und hab gar keinen Gedanken, ob ich was finden will! Der Fluss schwemmt mich durch die Zeit, manchmal lauern Krokodile am Ufer, oder scharfkantige Steine, manchmal hängt auch eine Wurzel über dem Wasser, da halte ich dann kurz an, und schaue so rum, und verschnaufe, und dann kommt die nächste Welle und schwemmt mich wieder mit, bis zur nächsten Sandbank , wo ich dann wieder kurz Luft holen kann…. so geht es mir im Moment.

Heute nacht, als ich ab 2.00 Uhr nicht mehr schlafen konnte (Fast-Vollmond und Frühdienst ist ne üble Kombi!), dachte ich, ob ein Neopren-Anzug im Lebensfluss sinnvoll wäre. Dann würden die Steine am Grund des Flusses nicht mehr so sehr wehtun oder die Krokodilbisse und Piranhaschnapper würden nicht so schmerzhaft sein.
Aber dann würde ich auch die Sonne nicht so spüren, wenn es mich an einer Wurzel kurz hochzieht, und der feine Sand auf der Sandbank würde mich nicht am Bauch kitzeln.
Also verzichte ich auf den NeoprenAnzug des Lebens und zeige den Krokodilen und Piranhas , dass ich auch scharfe Zähne habe!
Deine Kat.

 

Niemand verlässt ohne Not sein weites Feld….

Liebe S.,
ich musste überlegen, wo du aufgewachsen bist? Dass du in den siebzigern schon so multikulturelle Erfahrungen gemacht hast.
Ich bin, wie gesagt, in einer Stadt aufgewachsen, wo die Menschen genug mit ihrer eigenen Fluchtgeschichte oder Emigration zu tun hatten, die meisten waren aus dem Osten, wenn ich mich richtig erinnere, und es gab einfach keine Italiener, Griechen oder anderes. Das einzige, was ich über Italiener wusste, waren die Geschichten über diese „Italienerkinder!“ von meiner Tante, die Grundschullehrerin in Wolfsburg war.
Fremde waren mir fremd. Fremde mit einer anderen Hautfarbe besonders. Als ich dann diese Stadt verlassen habe, gab es „Sie“ trotzdem nicht, in anderen Städten, oder sie sind mir nicht aufgefallen? Ich hatte keinen Kontakt.
Anfang der Achtziger hat dann in meiner Heimatstadt der „Chinese“ aufgemacht, und die chinesische Familie wurde beäugt, sie sahen „komisch“ aus. Sie lächelten so übertrieben. Das Essen war gut. Bisschen fremd, aber okay….

Dann gab es , Anfang der Achtziger, in unserer Strasse, gegenüber der Kläranlage, eine Unterkunft für Menschen mit dunkler Hautfarbe.
„Pass bloss auf, geh da schnell vorbei, wer weiss, was die sind!“ wurde gewispert. Meine  Schwester ist aber einmal stehen geblieben und hat mit einem dieser Menschen gesprochen. Es war verboten, mit ihnen zu sprechen.“Sowas tut man nicht!“
Aber sie hat es getan, und nicht nur einmal. Durch den Zaun, sie auf der Strasse, dieser Mensch hinter dem Zaun.Sie hat teilgenommen an seiner Geschichte. Ich erinner mich, das es Tratsch gab, was sie da tut, denn „man hat sie gesehen, wie sie mit denen da spricht!“
Deshalb , als ich deinen Beitrag gelesen habe, hab ich dich beneidet, das du so früh schon die Möglichkeit hattest, mit anderen bunten Menschen in Berührung zu kommen.
Ich bin ihnen bewusst erst begegnet, als ich in der Grossstadt lebte und im Kindergarten meiner Kinder die Vassilys spielten, die Dimitris, die Blanches, die Hatices, die Mohammeds. Und ich mit deren Müttern in der Theatergruppe und im Elternbeirat war.
Als der Krieg in Ruanda gewesen ist, haben wir Hamadi und Salama kennengelernt, ihre Kinder waren so alt wie unsere. Wir haben gemeinsam Weihnachten gefeiert, wir haben einander besucht, und von denen beiden habe ich gelernt: Niemand verlässt seine Heimat ohne Not. Soviel Heimweh wie bei Salama hab ich noch bei niemandem gesehen. Sie haben damals Deutschland verlassen, obwohl der Krieg in Ruanda noch nicht vorbei war. Ich weiss nicht, was aus ihnen geworden ist. Ich hoffe sehr, das es ihnen gut geht.

Ja, es ist ein weites Feld, dieses Thema….
Ich wünsche dir einen schönen Sonntag!

Kat.

Alte Werte und sich was herausnehmen

Liebe S.,
das ist ein altes Wort: sich etwas herausnehmen, das klingt bei näherem drüber nachdenken wie „stehlen“.
Da steht was rum in einem verschlossenen Behälter und ich nehme mir da einfach was heraus.
Früher wurde mir gesagt, wenn ich mich daneben benahm:Was nimmst du dir eigentlich heraus? Hat das einen Zusammenhang? Nehme ich mir das Recht heraus, aus dieser verschlossenen Kiste der Werte, und mach das so wie ich will? Sage ich, mit dem von mir einfach herausgenommenen Recht, was ich will?

Ich kenn das Problem mit den Überstunden aufschreiben, allerdings wird bei uns echt hart kontrolliert, soviel ich weiss, da muss ne Begründung her und wenn das zu oft passiert, dann wird gefragt: Warum eigentlich immer bei dir? Soviel dazu.

Ich weiss nicht, was mit der heutigen Zeit los ist, oder seh ich das bloss so, weil ich älter geworden bin, im Laufe der Jahre, unausweichlich? In meiner Familie herrschte als oberstes Gebot: Ehrlich währt am längsten, niemand wird von uns beschissen, selbst wenn es der Arbeitgeber ist. Und Schulden machen wir auch NIEMALS! Und betrügen tun wir nicht!
So. An das meiste hab ich mich gehalten im Leben, immer ehrlich ist, glaub ich, niemand. Aber es gibt Regeln und Werte und an die möchte ich mich halten.
Manchmal frag ich mich dann: tu das nur ich? Oder bin ich schon so eine alte biestige Krake, die da genau drauf achtet, das alles eingehalten wird?
Heute , Autostrasse, wieder mal, kurzes Stück Landstrasse bis zur nächsten Ortschaft, etwa 2 km, muss ich da auf 170 kmh beschleunigen? Schon gar nicht mit meiner alten Cheese. (oder schreibt man das Chaise?). Ich zuckel also mit 100 da einher, und sehe, wie ein orangefarbener Ohadi, Capriolet, anprescht und echt knapp hinter mir aufdrängelt. Ortschaftsschild kommt, ich bremse, ich weiss nämlich, was das kostet, wenn ich zu schnell da durch bretter. Der orange Ohadi drängelt weiter auf, ich bin versucht, noch langsamer zu fahren, es ist acht Uhr, Kinder wollen zur Schule in dem Ort, is besser, langsamer zu fahren, oder? Da setzt der zum Überholen an. Und überholt. Ich krieg dann immer so einen Hals, und ich seh, da ist ein junges Mädchen drin. Warum steht da jetzt kein Blitzer? Oder ein parkendes Auto auf der Gegenfahrbahn?
Warum  muss sie das machen? Der Ort ist kurz, auch bloss 2 km, (Die war ortsansässig, die Madame )ist das so schlimm, hinter jemandem herzufahren in der ANGEGEBENEN Geschwindigkeit?  Es war rücksichtslos und gefährlich, find ich.
Sie hat sich das herausgenommen, aus der Kiste der Regeln, diese Geschwindigkeitsvorgabe zu brechen und andere zu gefährden.
Und jetzt kommt noch ein altertümliches Wort: das war eine BODENLOSE FRECHHEIT!
Regeln sind zum Brechen da, aber nur, wenn sie niemanden gefährden.

Jetzt geschrieben, morgen online, wenn ich übern Kanal geflogen bin, zu der liebsten Englischen Freundin, und morgen bin ich vielleicht in Glastonbury und suche deinen Mondkalender, den ich dir dann mitbringe, den gibts da , so wie du willst, garantiert!
See you,…. K.

 

Alle weg…Ferien

Liebe S.,

es ist sehr fatal, nachtdienstmüde den alten PC aufzuräumen und dabei auf Fotos und Filme zu stossen, die schon 13 Jahre alt sind und dazu kommt von der alten Festplatte Stone Sour, die Stimme von Corey Talor,wicked game,  und ich werde so WEHMÜTIG!!!!
Diese Kinder, die vor 13 Jahren so süss und unschuldig waren, die Tochter in der Pubertät, der Kleinste mit dem grossem Bruder als Beschützer am Meer entlanglaufend, Frankreich , Atlantik, die Wellen, seufz…. und nun?

Gondelt zur Zeit jeder allein irgendwo in der Weltgeschichte rum, der eine ist nach Korsika abgezischt, „Also, Mama, jeden Tag meld ich mich nicht! Ich mach es wie  der Bruder, ich schick nur Bilder, wenn ich mich verletzt hab,damit du mir sagen kannst, was ich drauf tun soll, an Salben oder Verbänden , okay?“
Das macht nämlich der andere gerne, der zur Zeit in Georgien reist, mit Freundin, ich krieg Fotos von Mückenstichblasen und Rötungen,mit der Frage: Müssen wir was tun ausser Salbe?  Und erst als ich schrieb: „Ich hatte mir eigentlich andere Reisebilder von dir vorgestellt! 😉 „, da krieg ich dann schöne Fotos.
Die erste Whattsapp Nachricht aus Georgien begann mit den Worten:
Gamardschoba, ihr Lieben! und endetet mit den Worten: fotos folgen asap.

Und ich, unwissend was Abkürzungen angeht, dachte: Wow! Der weiss nach 2 Tagen, was guten Tag und auf Wiedersehen auf Georgisch heisst!

Aber asap heisst….na weisst du es vielleicht?? As soon as possibel.

Hab ich mich wieder als Computerspracheabkürzungsneandertalerin geoutet…. naja, vor 14 Jahren war alles irgendwie anders…

Melancholische Grüsse! Gerade höre ich Seether und Amy Lee: Broken, Musik für alle Lebenslagen!
Schluchzend grinsend
Deine Kat.

Vom Meer so blau…

Liebe S.,
der Alltag beutelt mich seit 4 Wochen wieder , heute hab ich geschafft, meine Fotos vom Urlaub zu sichten. Wir waren eine Woche auf Zypern, in der Nähe von Paphos.
Paphos ist Kulturhauptstadt 2017, das wusste ich vorher gar nicht.

Eigentlich hat es mir widerstrebt, dort Urlaub zu machen, am Mittelmeer, auf dem Menschen in wackeligen Booten zu Tausenden ihren nicht mehr aushaltbaren Lebensumständen entfliehen und ertrinken. Und ich stehe an diesem Meer und halte meine Füsse rein und entspanne mich. Aber ich kann nicht die ganze Welt meiden, nur weil überall schreckliche Dinge passieren oder passiert sind.

Am ersten Abend hab mich unter einen Felsen gestellt,  auf die Wellen geschaut und an diese Dinge gedacht und hab ganz viele Kraftgedanken geschickt. Manch einer nennt das vielleicht auch beten.

Am nächsten Tag fuhren wir nach Paphos und entdeckten an der Strandpromenade diese von verschiedenen Künstlern bemalte Idol von Pomos , die auch auf dem zyprischen Euro drauf ist.
Und das hat mich sehr bewegt. Es wurde auf diesen Figuren soviel thematisiert, und das am häufigsten benannte Thema war Frieden. Diese Figuren wurden nicht nur von anerkannten Künstlern gestaltet, sondern auch von „normalen „Leuten, Schulklassen vielleicht- ich war echt begeistert. Und im Hintergrund dieses blaue unschuldig wirkende Meer, auf dem soviele Kämpfe gekämpft wurden, in grossen Booten, auf Schlachtschiffen, in Schwimmwesten.

Ach, S., ich kann doch die Welt nicht retten, aber ich kann ein bisschen was verteilen vom Friedensgedanken und wenn dann da solche 100 oder weiss ich wieviele Idole da stehen und ich spüre die Kraft dieser Wünsche, die da visualisiert wurden, dann bin ich froh, das es andere auch gibt, die ebenso so denken.

Was meinst du dazu? Liebe Grüsse Kat.

Das Schweigen brechen oder : Die Hoffnung ist grün

Liebe S.,
das ist jetzt politisch. Ich habe gestern auf Arte eine Sendung gesehen:
Re: Breaking the silence.
Als ich letztes Jahr in Israel war, bin ich mit einigen Aktivisten einer anderen Friedensorganisation (combattants for peace)in Kontakt gekommen und war beeindruckt von deren Arbeit für den Friedensprozess zwischen Israel und Palästina.
Nun sah ich zufällig gestern auf ARTE diese Sendung- es ist tatsächlich so, das Breaking the silence polarisiert, auch wohl bei den in Israel arbeitenden Friedensorganisationen. Nichtsdestotrotz ist Aufklärung notwendig:

Breaking the silence gibt ehemaligen Israelischen Soldaten die Möglichkeit, über ihre Einsätzen in von Israel besetzten Palästinensergebieten zu sprechen (Arte)

Wen näheres interessiert, kann diese Sendung noch 4 Wochen lang in der Mediathek ansehen.

Aber worüber ich hauptsächlich schreiben möchte, ist über eine Szene, die am Ende der Reportage (Minute 28) läuft:
Der Leader der Organisation, Yehuda Shaul,  ist mit dem Reporterteam in Hebron, er spricht, wie ich finde bewegt, über das was er in Hebron erlebt hat, und dann fährt ein Auto mit israelischen Fahnen vorbei , hält an, ein Mann steigt aus, hält sein Handy vor sich, filmt  Shaul, stellt Fragen, auf Hebräisch und Englisch, und filmt und filmt mit seinem Handy, während der Shaul zur Seite schaut, versucht nichts zu sagen, und ich bin wie gelähmt davor gesessen, und dachte: Was für ein Hass, und was für eine Stärke von Shaul, sich nicht provozieren zu lassen. Nicht zu sagen:Komm, Alter, pack dein Handy weg!
Er ist berührt, meine ich, bis die Reporterin sagt: Komm , lass uns gehen! da kann er : Yallah sagen und weggehen, während der andere in sein Auto steigt und mit wehenden Fahnen davon braust.

Viele Fragen stellen sich mir: Was ist das für eine Gesellschaft, die versucht zu dokumentieren was geht? Der wird seine kleine filmische Leistung bestimmt ins Internet gestellt haben. Wo bleibt die Privatsphäre? Sicher ist Shaul eine öffentliche Person und rechnet damit, immer im Kreuzfeuer der Öffentlichkeit zu stehen. Trotzdem!Welch ein Mut gehört dazu, nicht aufzuhören, weiter zu machen, auch wenn du angefeindet wirst.

Er sagt einen guten Satz :

„Ich möchte mir am Ende des Tages in den Spiegel schauen können. Und wenn wir das Schweigen nicht brechen, dann erfährt es niemand. „

S., ich wäre manchmal auch gerne so mutig, denn es gibt so viel, was wir erzählen könnten, und was geändert gehört,….
Ich lese gerade von Hannah Arend :“Über das Böse“, und genau darum geht es immer wieder:
Nicht wegschauen, hinsehen, aufstehen, laut werden, und sich nicht nur kurz wundern, warum, wie Arend schreibt, erlernte moralische Prinzipien plötzlich nicht mehr gelten, der Bürger  kurz irritiert ist, sich wundert, aber weil die Gesellschaft es okay findet, plötzlich anders -unmoralisch-zu handeln, der Bürger da einfach mitmacht. „Machen ja schliesslich alle so, also ist es auch okay, wenn ich da mitmache“.
Nee, nee, so will ich niemals sein!

Und ja, grün ist ne schöne Farbe, wenn auch nicht unbedingt in diesem Retrostyle, aber Grün ist Hoffnung.
Alles Liebe Kat.

Bio und Entspannung

Liebe S.,

ich hab dein EinhornDuftGel  heute gesucht und nicht gefunden, und bin stattdessen in den hiesigen Bioladen marschiert.
Hab ich dir darüber bereits mal geschrieben?
Es ist eine Bioladenkette, die Verkäuferinnen darin sind aber so gechillt , da denk ich immer: Oh Mädels, was flössen die euch ein? Ganz entspannt ziehen sie die Waren über den Scanner, fragen fünfmal, ob du wirklich keinen Kassenbon möchtest und sicher keine Punktesammelkarte hast?
Sie fragen so freundlich, dass die alte Dame vor mir ihre Geldbörse ausleert, und alle ihre Karten zeigt, weil sie der Kassiererin mit ihrer Punktekarte eine Freude machen möchte. Leider hat die alte Dame wirklich keine Punktekarte, und dann wird aufgeklärt, was das mit der Punktekarte auf sich hat.
Die alte Dame entscheidet sich aber trotz der Freundlichkeit der Kassiererin gegen das Ausfüllen des Antrages zum  Besitz und Gebrauch einer Punktekarte.
Ich atme auf.
Es geht weiter!Ganz entspannt und ruhig werden die Waren der nächsten Kundin über den Scanner gezogen. Das Gemüse wird eingetippt. Wieder zurückgeholt. „Vielmals Entschuldigung, die Kasse hat das Gemüse nicht erkannt, muss ich erneut drüber ziehen!“ Aha, das liegt an der nicht-genormten EU-kompatiblen Gurke.
Fertig, alle Waren eingetippt. Die Kundin zahlt bar. Ohweh, das Kleingeld reicht nicht. Der Ehemann der Kundin kramt ebenfalls in seiner Jackenjacke. Da, er hat die 12 Cent, die fehlen, ich bin sehr froh.
Ich bin die nächste. „Ich möchte keinen Kassenzettel und ich habe keine Punktekarte, “ sage ich. Die Kassiererin lächelt. „Gerne, “ sagt sie. „Das macht 65, 78. haben Sie eine Punktekarte?“
„Nein!“ mache ich.
„Gut, “ sagt sie, „das sind 5,22 Rückgeld. Brauchen Sie einen Kassenzettel?“

OOHMMM, Shantishanti,…. ich möchte auch das haben, was sie morgens in ihren Tee bekommt! Ich möchte auch diese Geduld und dieses Lächeln haben!

Ich stelle mir vor, wie der Filialleiter morgens seinen Angestellten ein Tässchen Tee verabreicht. In chilliger entspannter Atmosphäre mit sanfter Beleuchtung bespricht das Team die tägliche Aufgabenverteilung.
Lisa übernimmt heute den Brotshop, Jens kümmert sich um den Tofu und Rosalinde macht heute die Kasse.
Der Duft von   Räucherkerzen durchwabert den Verkaufsraum.
Dann schlüpfen sie in ihre grüngelben Verkaufskittel, während der Verkaufsleiter ruft: „Stellt euch einfach vor, das ist ein Sari! Und ihr tragt Espadrillos und der Boden ist warmer wunderbarer Strandsand! Unter den imaginären Palmen liegen wunderbare Kokosnüsse, das Stück 2,25 und die Kartoffeln aus heimischem Anbau sind Papayas!“
Rosalinde tupft sich noch schnell einen Tropfen Patschouliöl aus der Markeneigenen Duftkollektion hinters Ohr und der Tag kann beginnen.

Haha, so läuft das da. Garantiert.

Manchmal begegne ich der Kassierin Rosalinde übrigens in meinem Damenfitness, da drischt sie verzweifelt und zornig auf den Boxsack ein.
GOA!

Deine Kat.

 

 

Reisefertig

Liebe S.,

damit die Zeit im Zug morgen auf der Reise zu Dir nicht ungenutzt vergeht, hab ich meine Karteikärtchen zur Wissensfestigung heute reisefertig gemacht.

Und stell dir vor: meine Farbstifte sind leer. Das ist mir noch nie passiert, meistens sind sie ausgetrocknet, aber das ich sie geleert habe, das hatte ich so noch nie! Nun weiss ich also, das ich äusserst fleissig war und es hat Spass gemacht, alles bunt zu markieren und farbig zu unterstreichen. Ob es auch den Weg in mein Hirn findet? All das nutzvolle Wissen, was ich am 22. Mai abrufen muss? Vieleicht ist es schon drin, aber noch nicht bereit,sich abrufen zu lassen?

Jedenfalls sind meine Handgelenke taub, mein rechter Mittelfinger hat Schreibschwielen, und ich freu mich wie verrückt, dass ich eine kleine Reise unternehme, um dich und andere liebe Menschen zu sehen!
Wenn Leerlauf ist, hole ich den kleinen Karteikartenordner raus und lese ein bisschen über Qualitätsmanagement, Pflegeforschung,Alkoholentzugssymptome, Krisenintervention, Krankenhausfinanzierung, Assessments,Burnout und Gewalt in der Pflege.
Und wenn kein Leerlauf ist, hab ich den kleinen Ordner auf alle Fälle dabei gehabt, und brauch kein schlechtes Gewissen haben, dass ich nix getan hab im Urlaub!
Wie nennt man sowas? Sich selbst was vormachen?Grins…
Morgen mittag sitz ich im Zug, ich fahre Erste Klasse, denn das bin ich mir wert! 😉
Servus! Bis morgen abend, meine liebe Freundin! Und ich hab ne Überraschung für dich! Freu mich auf dein Gesicht!

Kat.

NeissaDeissaSleissa

Hallo, liebe Freundin!
Dult ist wieder, dieser bayrische Haushaltsmarkt, wo man alles alles für den Haushalt bekommt. Messer, Lappen, Töpfe, Bürsten, Haushaltskittel, Tischdecken,… ich hab letztes Jahr davon schon geschrieben.

Es ist sehr schön, Leute anzuschauen auf diesem Markt, da gehen nämlich der und die hin, die normal sind, rote Haare, graue Haare, grüne Haare,  lang und dünn und klein und rund, Grossväter, Mütter und Väter, Grossmütter, die mit ihren Enkeln elektrisch betriebene Fellknäuel angucken, die auf einem Teller rollen, junge Paare, die Pfannen kaufen wollen, eine 94 jährige, die schon “ laang koa Dampfnudel mehr g`macht hot, mei , wer sollt denn dös essan? und an Dopf brauchts a nimmer, an neuen….“
Schade,sagt der PfannenVerkäufer, er tät scho kommen zu ihr, wenns eahm sogt, wans welche mochan tat.

Sehr schön!

Und ich hab wieder erfolgreich mich überreden lassen, etwas zu kaufen, was ich unbedingt brauche! Eigentlich wollten wir einen Topf kaufen, eine Kasserole, damit der Milchreis nicht immer anbrennt.Und blieben vor dem Stand einer SuperGemüseHobel-Anpreiserin stehen. Schrappschrapp, schnippelte sie die Zwiebeln, den Lauch, die Karotten, wechselte in einer Affengeschwindigkeit den Aufsatz und begann, Kraut zu hobeln, wuschwusch, flogen die Krautspäne auf die Platte. Und dann der nächste Hobelaufsatz, 3 Gurkenscheiben in einem Wischwisch, zack, war die Gurke niedergemetzelt.Huuuh, der LieblingsItaliener und ich sahen uns an. Brauchen wir unbedingt! sagten unsere Blicke. Der nächste Aufsatz, winzigkleine Möhrenstückchen in Sekundenschnelle abgeraspelt!
Und dann der Preis! Eigentlich, bei den Verkaufsfernsehkanälen kostet das Ding nur 29.90, bei ihr schon ein wenig mehr, aber dafür!!! Achtung!!Gibt es ALLE AUFSÄTZE umsonst dazu ! UUUND!!! Einen Schäler, rattenscharf, obendrauf!
Okay, also keine Kasserolle, dafür einen Multi-Sleissa! (Multislicer ausgeschrieben)
Zu Hause, tja, was soll ich sagen? Was so einfach aussah am Gemüsehobelstand, erfordert doch Übung. Die Karotte wurde nicht so schnell so klein, die Zwiebel brannte trotzdem in den Augen und die Gurke wurde hauchzart abgehobelt, am Druck muss ich noch arbeiten. und meine Finger rechtzeitig aus dem Gehobel rausnehmen, denn sonst gibts NichtVegetarischesGemüse.

Aber blogschreiben geht noch, grins!

Schönen Sonntag Kat.

Flug-Geschichte

Liebe S.,

wenn man verreist, oder wen ICH verreise, hab ich immer die Augen offen, und ich liebe, es Menschen zu beoabachten. Auf dem Rückflug von Bristol nach München war es sehr sehr interessant.

Das kleine Flugzeug war voll. 2 Stewardessen, die eine war bereits älter, so in unserem Alter schätze ich, mit einem SchildkrötenGesicht, die andere jünger, aber nicht wirklich gepflegt oder hübsch. Sonst sind die immer so hübsch, oder? Und so sehr dünn und meistens blond. Okay, aber wie immer freundliche Begrüssung: Good Evening!

Ich sass am Notausgang, links neben mir der Platz für Menschen mit langen Beinen, rechts neben mir nahm eine sehr viel ältere Dame als wir sind Platz . Sie hielt ihre Jacke fest, ihr Rucksack, miniklein, schwarz-glänzend, stand auf dem Boden. „Das brauch ich alles!!!“ hat sie gedroht. Dann kam der Gang und da sassen 2 Damen unseres Alters, ich glaub , das war eine Gruppe, die kannten sich alle, auch die Leute hinter mir. Ein kleiner Junge raste aufgeregt den Flur entlang und rempelte die eine Frau an. „Pass doch auf, Bua ! Ras halte neda so!“hat sie ihn angeschnauzt. Zum Glück hat es den Jungen nicht interessiert,was sie da so rum gebollert hat.Der war halt einfach aufgeregt. Dann gingen die Flugbegleiterinnen durch, und prompt wurden wir darauf aufmerksam gemacht, das wir keine Taschen auf dem Boden legen sollen, wegen Notausgang. Die Dame neben mir hat gemault: „Mich hat keiner gefragt, ob ich hier sitzen will. “ Sie packte ihren Rucksack und hielt ihn fest. Die Flugbegleiterin , die ältere, (sie erinnerte mich stark an eine Schwester Oberin!) erklärte auf Englisch, das die Dame den Rucksack jederzeit während des Fluges aus der Klappe oben holen könne. Sie verstand natürlich nichts , hielt ihren Rucksack fest, während von hinten jemand erklärte und übersetzte. Sie wiederholte: „Man hat mich nicht gefragt, ob ich hier sitzen will!“ Die Flugbegleiterin griff nach dem Rucksack. Die Dame hielt ihn fest:“ Den kriegen Sie nicht, ich brauch das ,was da drin ist!“Es gab ein kleines Gerangel, aber letztendlich siegte die Sicherheit, und der Rucksack landete im Kofferhalter oben über den Sitzen. Die ältere Dame war etwas grantig. Und als dann auch noch die Erklärungen anfingen, speziell für die Leute die neben dem Notausgang sitzen, da gibt es nämlich extra Verhaltensmassnahmen, z.B. wie man das Fenster öffnet, und wie man den Weg frei macht, da hat die Dame dann demonstrativ zur Seite geguckt, und wurde von der Flugbegleiterin mit dem Schildkrötengesicht mehrmals angestupst, dass sie doch bitte zu gucken soll: „Man hat mich NICHT gefragt, ob ich hier sitzen will!“. Die Frau, die den Jungen so angebranftlt hat, sagte, „is doch eh wurscht, wenn wir abstürzen, stürzen wir halt ab, sind wir dann eh alle tot!““Jawoi!“ hat die alte Dame gesagt,“ so is des . Also kannt i mein Rucksack a  festhalten!“
Uiuiui, hab ich gedacht, warum redet ihr so? Ist es immer aussichtlos, wenn man gewisse Sicherheitsvorkehrungen lernen soll?
Achso, rechts neben mir sass ein recht schmucker Mann mit langen Beinen, als der einstieg, und zu mir „HEI! „sagte, „da sitz ich“, haben die Damen, die so gemosert haben, Stielaugen gekriegt. Haha, hab ich gedacht, der sitzt neben MIR! Leider nagte er die ganze Zeit an einer Tüte Nüsse, was das gute Gefühl minderte. Er schrappte so laut mit dem Kiefer, und mahlte und knurpste.
Da hab ich dann meine Musik eingestöpselt und hab mich auf zu Hause gefreut und meinen stillen Garten.

So ist das mit dem Reisen. (Vielleicht kommt nächste Woche eine Zug-Geschichte, wenn ich in den Norden fahre, haha!)
Viele Grüsse Kat.