KatakombenKrimi Teil 2

Huhu, Liebe S.,

ich war heute wieder in den menschenleeren Katakomben der alten Frauenklinik unterwegs, und hab gedacht, ich treffe auf Rosa und Jagna.
Aber ausser ein paar Bauarbeitern ist mir dort niemand begegnet.
Unheimlich war es trotzdem, die haben so komisch gelacht, die Bauarbeiter, und waren so blass um die Nase. Wahrscheinlich, weil sie immer unten im Halbdunklen arbeiten müssen.

Ich bin so durch die Gänge gestreift, als ich auf einmal in einer Ecke ein Stöhnen vernahm. Am liebsten wäre ich weggelaufen. Ich bin stehen geblieben und hab genau hingehört. Es war eher ein Wimmern.
Es kam auch nicht direkt aus dem Raum, in dam ich mich befand(du weisst schon, gelbliche Fliesen und Spinnweben und abbröckelnder Putz), das Geräusch kam aus einer Ridsc_1071chtung hinter dem Fenster.
Hinter dem Fenster befanden sich alte Küchengeräte, wahrscheinlich war dieser Raum einmal die Klinikküche gewesen. Ich bin da ganz leise hingegangen und hab da reingelinst. Und da entdeckte ich hinter dem alten Herd, unter dem Waschbecken eine alte Krankenschwester,so in Tracht noch und mit Haube. Um den Hals baumelte ihre Ordenskette, naja, gebaumeldsc_1069t hat die nicht unbedingt um den Hals,  eher war sie verschlungen mit dem Abfluss von diesem alten verranzten Waschbecken. Du weisst, wie stark und fest diese Ketten sind, irgendwer hat sie dort rumgewickelt.
Die alte Ordensschwester bemerkte mich und krächzte: „Mach mich sofort los!“
„Würde ich ja gerne“, sagte ich, aber die Tür ist zu! Sie funkelte mich böse durch das Fenster an. „Sofort! Bei mir herrscht Zucht und Ordnung! Und du hast zu parieren!“
Ich war echt eingeschüchtert, und bin losgelaufen, denn ich dachte, diese weissgesichtigen Bauarbeiter haben vielleicht ein Stemmeisen oder so.
Naja, aber die hatten schon längst Feierabend. Da hab ich dann einen alten Bürostuhl genommen und die Scheibe eingeschmissen. Diese Krankenschwester hat mich sehr missbilligend angeguckt, als ich ihre Ordenskette vom Abflussrohr abgefummelt hab. Sie stand auf, ächzend, sie war ziemlich gross, aber dann sah ich, das ihre Haube verrutscht war und der Kittel voller Schmutz und Spinnweben war, und ich war nicht mehr so eingeschüchtert.
„Wie ist das passiert?“ hab ich mich getraut zu fragen.
„Ach,“schnaubte sie, “ das waren die Leute von der Oberverwaltung, die wollten ein Gespräch mit mir,weil ich mich für bessere Arbeitsbedingungén für meine Kolleginnen einsetze, und Wände beklebe mit Parolen und so!“img-20170204-wa0005
Sie deutete auf eine Schachtel mit Aufklebern.
„Denn so, wie es ist, geht es nicht weiter! Wir sind nicht mehr Florence Nightingale! Wir wollen eine bessere Anerkennung und besseres Gehalt, wir wollen familienfreundliche, sozialverträgliche Arbeitszeiten,  wir wollen mehr Zeit für die Patienten, einen geregelten Ausfallplan, wir wollen nicht mehr einspringen, wenn ein Kollege krank wird, wir wollen mehr Gehalt, und noch einiges mehr. Das hab ich denen verklickert, und da wurde der Obermanager so wütend, weil ich gedroht habe, das Gesundheitsministerium anzurufen, da hat er mich angesprungen, meine Kette gezwirbelt, mich auf den Boden geschmissen und die Kette da rum gewickelt. Aber da hab ich ihm einen Tritt verpasst, dass er unter den alten Ofen gerutscht ist und da liegt er nun, der Wicht und wimmert! “

Tatsächlich, da hörte ich es, es wimmerte immer noch. Und ganz unten, unter dem alten Ofen, guckte ein schwarzglänzender Managerschuh raus. Und zappelte ein bisschen.
„Ich glaub, der hat sich total verkeilt, der Typ!“ triumphierte die alte Schwester, zuppelte ihre Haube gerade und sagte:“ Komm, der schafft es vielleicht alleine da rauszukrabbeln oder auch nicht. Dann haben wir ein Problem weniger!“

Und durch die langen, langen Flure gingen wir zum Ausgang…..aber unterwegs hab ich sie irgendwo verloren.dsc_1063

An irgendwen erinnert die mich, diese Kollegin 😉

Alles Liebe Kat.

 

8 Kommentare

  1. peter bachstein · Februar 8, 2017

    krasse story, toll…

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  2. Flowermaid · Februar 9, 2017

    … ihr habt euch nicht verloren… du brauchst sie nur nicht mehr… 😉

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  3. finbarsgift · Februar 9, 2017

    Was für eine Geschichte, geradezu kafkaesk!

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  4. kat+susann · Februar 9, 2017

    Ja, an wen erinnert sie dich wohl ?😂 Ich glaube ich weiss es..ich drücke ihr die Daumen, dass sie doch noch Erfolg hat mit ihrem Anliegen. Es sieht zumindest gut aus..
    S.

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  5. Ulli · Februar 9, 2017

    eine tolle Geschichte, ich mag dein Tempo!
    herzlichst
    Ulli

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  6. Pingback: KatakombenKrimi, der Dritte | Gezeitenwechsel

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